Wenn Sie Ihre Kälber mit Vollmilch tränken, müssen Sie unbedingt Eisen ergänzen. Sonst können Mangelerscheinungen auftreten. Wir stellen Ihnen drei Möglichkeiten vor.
Um die Eisenversorgung des Kalbes abzusichern, gibt es mehrere Möglichkeiten. Einmalig hilft eine Paste ins Maul ... (Bildquelle: Greil)
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Vor einem halben Jahr verpflichtete die Berglandmilch ihre Lieferanten dazu, die Kälber in den ersten sechs Lebenswochen ausschließlich mit Vollmilch zu füttern. Was aber den wenigsten Milchbauern klar sein dürfte: Die Kälber brauchen nun eine separate, gezielte Eisenergänzung.
Werden Kälber ausschließlich über Vollmilch ernährt, ist ein Eisenmangel vorprogrammiert. Während gängige Milchaustauscher mit Eisen aufgewertet sind, enthält Vollmilch – sogar Biestmilch – viel zu wenig Eisen, um die Kälber ausreichend zu versorgen. Bei einer Tränkemenge von 6 l Kolostrum bzw. Vollmilch am Tag wird nur 3 % des Eisenbedarfs des Kalbes gedeckt! Der Eisenmangel zeigt sich an der blassen Farbe der Schleimhäute im Maul oder auf der Innenseite der Augenlider. Zudem reagieren die Kälber anfälliger auf Krankheitserreger und wachsen schlechter.
Der Organismus des Kalbes ist zudem nicht in der Lage, selbst Eisen zu produzieren. Die vor der Geburt angelegten Eisenreserven der Leber sind nach der Geburt sehr schnell verbraucht. Ca. 20 % der Kälber weisen bereits nach einer normal verlaufenden Geburt ein Eisendefizit auf, bei verlängerter Geburt sind es über 40 %. In einer Studie der FH Soest an 180 Kälbern hatten zwei Drittel der Tiere bereits am 2. Lebenstag einen Eisenmangel. Sie erreichten den Zielwert im Blut von 20 µmol Eisen/l nicht.
Die Eisenreserven des Kalbes können nicht über den Versorgungsstatus der Mutter abgesichert werden! Eine Eisenergänzung der Kühe während der Trockenstehzeit von 2,3 g Eisen pro Tag konnte in einer Studie der Tiho Hannover weder den Eisengehalt im Kolostrum, noch den im Blut der Kälber erhöhen. Solange die hauptsächliche Nahrung der Kälber also aus Milch besteht, muss ihnen Eisen von außen zugeführt werden. Erst später, bei einer Futteraufnahme von ca. 500 g, ist eine ausreichende Versorgung des Kalbes mit Eisen garantiert. „Eine Eisenergänzung ist aus tiergesundheitlichen Gründen nicht nur für Zucht-, sondern auch für Mastkälber erforderlich“, gibt Dr. Christian Mader vom TGD Tirol zu bedenken. „Die Fleischfarbe wird dadurch nicht wesentlich beeinflusst.“
Um Ihre Kälber mit Eisen zu versorgen, haben Sie drei Möglichkeiten:
Eine Eiseninjektion in den ersten Stunden ist unkompliziert und verursacht wenig Aufwand. In Österreich dürfen TGD-Betriebe dies selbst erledigen. Dazu spritzen Sie einmalig 1 g Eisen in Form von Eisen III-Dextran (z. B. 10 ml Belfer bzw. Vanafer) subcutan, d. h. unter die Haut des Kalbs.
Tatsächlich birgt die Eiseninjektion auch gewisse Risiken. Die Gefahr eines Eisen-Schocks, dem so genannten anaphylaktischen Schock, ist erhöht, wenn das Mittel
verabreicht wird. „Einige Landwirte haben daher Vorbehalte gegenüber der Eisenspritze und befürchten einen Eisenschock“, berichtet Mader. „In der Praxis konnten wir das aber nie beobachten.“
Tipp: Verabreichen Sie die Eisenspritze zeitgleich, wenn Sie auch die Ohrmarken einziehen. Dann ist allen Mitarbeitern im Stall sofort klar, welches Kalb bereits seine Eisenspritze hatte und welches nicht.
Eine weitere Ergänzungsmöglichkeit besteht in der Gabe von Pasten (Tuben) oder eines Bolus. Diese haben den Vorteil, dass sie neben Eisen auch andere wichtige Spurenelemente und Vitamine ergänzen. Die Tube wird den Kälbern einfach ins Maul gedrückt, ein Bolus muss evtl. mithilfe eines Eingebers verabreicht werden. Diese Produkte sind meist im Landhandel erhältlich.
Eine längerfristige und damit aufwendigere Methode steht mit Vollmilch-Aufwertern zur Verfügung. Diese müssen von der Biestmilchtränke an der Vollmilch zudosiert werden. Die meisten Aufwerter liegen in Pulverform vor.
Außerdem lohnt es sich, einen Blick auf die Bindungsform des Eisens zu werfen (siehe Tabelle). So wird organischen Bindungsformen wie Eisenchelaten (z. B. Eisen II-Glycinchelat-Hydrat, kurz: Eisenglycinat) nachgesagt, dass sie besonders gut vom Körper aufgenommen werden können. Denn von allen Aminosäuren ist Glycin das kleinste Molekül und kann deshalb Eisen effektiv durch die Darmwand in den Körper einschleusen.
Allerdings ist diese organische Bindungsform nicht biotauglich, daher wird bei Bioaufwertern meist auf Eisensulfat (Eisen II Sulfat-Monohydrat) zurückgegriffen. Diese anorganische Bindungsform ist etwas preisgünstiger und wird statt im Darm vorwiegend im Magen des Kalbes verdaut. Da ein junges Kalb, ohne ausgeprägtes Vormagensystem noch als Monogastrier gilt, ist auch Eisensulfat als Eisenergänzung geeignet.
Dass beide Bindungsformen zur Eisenergänzung verwendet werden können, bestätigt auch eine Studie der FH Osnabrück. Darin wurden 80 Kälber in ihren ersten 14 Lebenstagen mit einer aufgewerteten Vollmilch getränkt. Bei der Hälfte der Tiere lag das Eisen entweder in Form von organisch gebundenen Chelaten bzw. von anorganisch gebundenen Sulfaten vor. Am 14. Lebenstag wurden die Blutwerte der Kälber verglichen und vergleichbare Eisen- und Hämoglobingehalte in beiden Gruppen festgestellt.
Die gängigen Vollmilch-Aufwerter decken zugleich auch den Bedarf der Kälber an Vitaminen und Spurenelementen ab. Besonders wichtig sind hier Selen und Vitamin E, da auch diese in der Vollmilch nicht ausreichend vorliegen. Viele Aufwerter säuern zudem die Milch an; dadurch soll sie haltbarer (Ad-libitum-Tränke) und besser verdaulich sein.
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